>>    Filmabende zur Ausstellung
ABSOLUTE DEMOCRACY

Im Rahmen der Ausstellung ABSOLUTE DEMOCRACY werden mehrere Abende veranstaltet, an denen Filme aus dem Ausstellungsprogramm gezeigt werden. Es sind jeweils Gäste eingeladen, die den betreffenden Film kommentieren und diskutieren.

PFADE DURCH UTOPIA Mittwoch, 30. Jänner 2013, 19 Uhr
MEMORY OF A PLUNDER Mittwoch, 23. Jänner 2013, 19 Uhr
COCALERO Montag, 17. Dezember 2012, 19 Uhr
SISTERS! Donnerstag, 13. Dezember 2012, 19 Uhr

Ort: < rotor >, Volksgartenstraße 6a, 8020 Graz


Abb.: John Jordan/Isabelle Fremeaux, Still aus:
Pfade durch Utopia, 2011.

 

 


>>    PFADE DURCH UTOPIA
Film und Buch von Isabelle Fremeaux und John Jordan - entstanden bei einer Reise durch Europa auf der Suche nach postkapitalistischen Lebensformen, GB/FR/DE 2011, 109 min.
Mitwoch, 30. Jänner 2013, 19:00 Uhr


Anschließende Diskussion mit:
den AutorInnen Isabelle Fremeaux & John Jordan (via Live-Videostream)


Als 2007 die globale Finanzkrise zum Vorschein kam, reisten wir 7 Monate lang kreuz und quer durch Europa, um Beispiele für postkapitalistisches Leben zu erforschen und zu erleben - in einem illegal am Rande des Flughafens Heathrow eingerichteten Protestcamp für Klimaschutz-maßnahmen oder in einem von französischen Punks besetzten Dorf, in einer vom Versorgungsnetz abgekoppelten "sanften" Permakultur-Community oder in besetzten selbstverwalteten serbischen Fabriken, in einer Kommune der freien Liebe auf einem ehemaligen Stasi-Stützpunkt oder auf einem Bauernhof, auf dem jeglicher Privatbesitz abgeschafft wurde, hatten wir teil an verschiedenen Formen der Liebe und des Essens, der Produktion und der Teilhabe, der kollektiven Entscheidungsfindung und der Rebellion. Wir suchen weder ein eskapistisches Nimmerland noch Blaupausen für eine perfekte Zukunft oder universell gültige Systeme sondern Communitys, die sich einfach trauen anders zu leben - trotz der Katastrophe des Kapitalismus. Auf Basis dieser Erfahrung entstand unser Filmbuch, das nachdenkliche Reisetexte mit einer beiliegenden DVD vereint. Während das Buch eine reichhaltiger Reisebericht ist, eine Analyse der Communitys, ihrer Praktiken und ihrer Geschichte, ist der Film ein Road Movie im Stile des magischen Realismus, der in einer imaginären Zukunft nach dem Crash spielt, doch während der Reise im Gestus eines fiktiven Dokumentarfilms gedreht wurde.

Isabelle Fremeaux war Dozentin für Medien- und Kulturwissenschaft am Londoner Birkbeck College (2002-2011), bis sie die akademische Welt verließ. Sie widmet ihre Aktionsforschung der Volksbildung, dem Geschichtenerzählen und kreativen Formen des Widerstands.
John Jordan ist Kunstaktivist. Er ist Mitbegründer der Direktaktionsgruppen Reclaim the Streets und Clown Army, arbeitete als Kameramann für Naomi Kleins The Take und ist Mitherausgeber des Buches We Are Everywhere: The Irresistible Rise of Global Anti-Capitalism (Verso 2004).
Jordan und Fremeaux gründeten gemeinsam das Laboratory of Insurrectionary Imagination (Labor für aufständisches Vorstellungsvermögen) und schrieben zusammen das Filmbuch Pfade durch Utopia (Nautilus, 2012). Im Augenblick sind sie gerade dabei, auf einem Bauernhof im französischen Brittany im Rahmen des neuen Kollektivs La r.O.n.c.e (Resist, Organise, Nourish, Create, Exist) eine Schule für Kunstaktivismus und Permakultur einzurichten.


Ein Abend in Kooperation mit Crossroads. Festival für Dokumentarfilm und Diskurs und Attac Graz


Abb.: Fernando Solanas, Memory of a Plunder, Filmstill, 2003.

 

 


>>    MEMORY OF A PLUNDER
Ein Film von Fernando Solanas über den ökonomischen und sozialen Abstieg Argentiniens in den 1980er und 1990er Jahren, Schweiz 2003, 118 min.
Mitwoch, 23. Jänner 2013, 19:00 Uhr


Mit einem anschließenden Kommentar von:
Marisol Vazquez DeTrack, geboren und aufgewachsen in Buenos Aires, Juristin, 2004 als Sprachlehrerin nach Graz gekommen, zwischen 2011 und 2012 wieder in Buenos Aires ansässig


Nach dem Sturz der Militärdiktatur 1983 führten aufeinander folgende demokratische Regierungen mit der Absicht Argentinien in die liberalste und blühendste Volkswirtschaft der Welt zu verwandeln eine Reihe von Reformen durch. Weniger als zwanzig Jahre später hat das argentinische Volk buchstäblich alles verloren: große Staatsunternehmen wurden unter ihrem Wert an ausländische Firmen verkauft, die Einnahmen aus den Privatisierungen flossen in die Taschen korrupter Beamter, ein abgeändertes Arbeitsrecht hat die ArbeitnehmerInnen aller ihrer Rechte beraubt und Unterernährung ist nun ein weitverbreitetes Phänomen in einem Land, das seit jeher ein wichtiger Lebensmittelexporteur gewesen ist. Millionen Menschen sind arbeitslos und versinken in Armut, und ihre Ersparnisse haben sich in einem finalen Bankenkollaps in Luft aufgelöst. Der Film wirft ein Schlaglicht auf zahllose politische, finanzielle, soziale und rechtliche Aspekte, die Argentiniens Straße ins Verderben abstecken.

Fernando Solanas
ist seit mehr als dreißig Jahren ein Meister des politisch und gesellschaftlich engagierten Kinos, mit Filmen wie La Hora de los Hornos (Die Stunde der Hochöfen, 1968) und Los Hijos de Fierro (Die Söhne des Martín Fierro) - letzterer wurde in Argentinien verboten. Solanas stand an der Spitze der Grupo Cine Liberación, die das argentinische Kino in den 1970er-Jahren revolutionierte und ein soziales Gewissen und eine eigene politische Stimme entwickelte. Gemeinsam mit Octavio Getino Solanas verfasste er das Manifest Für ein drittes Kino. (OT: Hacia un Tercer Cine) Die Idee eines politischen dritten Kinos, als Gegensatz zu Hollywood-Kino und europäischem Autorenkino, war für Filmemacher in vielen so genannten Entwicklungsländern inspirierend.


Ein Abend in Kooperation mit dem Afro-Asiatischen Institut Graz


Abb.: Alejandro Landes, Cocalero, Filmstill by Jorge Manrique Behrens, 2007

 

 


>>    COCALERO
Ein Film von Alejandro Landes über den Aufstieg des ersten indigenen Präsidenten Boliviens, Evo Morales, 2007, 94 min.
Montag, 17. Dezember, 19:00 Uhr


Mit einem anschließenden Kommentar von:
Ernesto Rico-Schmidt, geb. 1975 in Cochabamba, Bolivien, Studium in Graz von 1993 bis 2004, arbeitet als Softwareentwickler in Graz


Auf die Welt gekommen zur Zeit des US-"War on Drugs" ,reist ein Aymara-Indio namens Evo Morales - unterstützt von einer Truppe von Kokablatt-Bauern - in Jeans und Turnschuhen durch Andenregionen und Amazonien und macht das historische Angebot Boliviens erster indigener Präsident werden zu wollen.
Evo Morales Geschichte spiegelt die Komplexitäten seines Landes und dessen Positionierung innerhalb der Welt wieder. Mit einer Bevölkerung von nur neun Millionen, jedoch ausgestattet mit riesigen Kokafeldern und gigantischen Erdgasreserven, scheint Bolivien eine Art regionales Schlachtfeld zu sein.
Im Film COCALERO treten zwei Protagonisten hervor: Evo Morales und Leonilda Zurita. Während Evos Portrait von Menschlichkeit und Empfindsamkeit im Kampf eines Mannes um Macht erzählt, gibt Leonildas Rolle als weibliche Koka-Verbandsleiterin jenen eine Stimme, die ihn dorthin bringen.
www.cocalerofilm.com

Alejandro Landes (São Paulo, 1980) ist ein Filmemacher aus Buenos Aires. Zu seinen Filmen zählen Cocalero und Porfirio.


Ein Abend in Kooperation mit dem Afro-Asiatischen Institut Graz



Abb.: Petra Bauer, Sisters!, Filmstill, 2011.

 

 


>>    SISTERS!
Ein Film von Petra Bauer mit und über die Southall Black Sisters, Schweden, GB 2011, 72 min.
Donnerstag, 13. Dezember, 19:00 Uhr


Anschließende Diskussion mit:
Magdaline Okumu, Studentin der transkulturellen Kommunikation und im Verein ProWomen aktiv (Moderation)
Emina Saric, Mitarbeiterin der Frauenspezifischen Beratungsstelle DIVAN der Caritas, Mitgründerin des Vereins MiGRAZion.angstlos
Medina Velic, Mitarbeiterin von SOMM - SelbstOrganisation von und für Migrantinnen und Musliminnen


Sisters! ist eine Zusammenarbeit von Petra Bauer mit den Southall Black Sisters, der radikalen und bahnbrechenden Londoner feministischen Organisation, die sich seit 1979 mit der gegenwärtigen sozialen und politischen Situation von schwarzen Frauen und, im weiteren Sinne, Frauen aus Minderheitengruppen auseinandersetzt. Sisters! ist kein Film über die Southall Black Sisters sondern ein wechselseitiges Projekt von Petra Bauer und den Mitarbeiterinnen dieser Organisation. In der Dokumentation einer Woche im Leben dieser Organisation zieht der Film ihre täglichen Aktivitäten als Ausgangspunkt dazu heran, eine visuelle Diskussion über Feminismus, Politik und Ästhetik in der heutigen Gesellschaft auszubreiten. Der Film geht von Fragen aus, die in den 1970er-Jahren im Rahmen der Frauenbefreiungs-bewegung gestellt wurden (besonders jenen, die damals von feministischen Filmkollektiven untersucht wurden) und sich somit, den Southall Black Sisters zufolge, auf wichtige feministische Themen für schwarze Frauen und Frauen aus Minderheitengruppen konzentrieren.

Als Filmemacherin geht es Petra Bauer um Film als politische Praxis sowie die Rolle von Bewegtbildern bei der Konstruktion, Präsentation und Repräsentation von Geschichtsschreibungen. In ihrer gesamten Arbeit demonstriert sie, wie bewegte Bilder als Raum gesehen werden können, in dem soziale und politische Verhandlungen stattfinden können. Weitere Filme sind u.a. Mutual Matters (Petra Bauer, Marius Dybwad-Brandrud, Kim Einarsson, 2011), Conversations: Stina Lundberg Dabrowski meets Petra Bauer (2010), Read the Masks. Tradition Is Not Given. (Petra Bauer & Annette Krauss, 2009), Rana (2007) und Der Fall Joseph (2003).


Ein Abend in Kooperation mit dem DOKU Graz, Frauendokumentations- & Projektzentrum



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